Fast verschlucke ich mich, als ich neulich an einer Berliner Imbissbude hinter meinem Rücken eine der absurdesten Bestellungen höre:
„Eine Bio-Veggi-Curry-Wurst, bitte!“
Ach, wat?!
Nein, ich bin keine Ernährungspäpstin, ich habe nur einen komischen Magen, der sofort protestiert, sobald ich mich von den gemeinen Düften der Giros, Döners, Pizzas oder der Curry-Wurst verführen lasse. Dem kurzen Genuss folgen immer meine schlechte Laune, ein pickeliges Gesicht und speckige Hüften. Deswegen esse ich am liebsten zu Hause und genieße das Slowfood meines hochbegabten deutschen Gatten.
Ich bekenne: Ich liebe gutes Essen und schräge Trends. Aber kochen? Nein, da bin ich eine völlige Niete. Obwohl ich die besten Lehrer der Welt haben könnte... Oder vielleicht deswegen?
Deswegen muss es einmal im Jahr einfach sein: der kulinarische Trip nach Berlin!
Berlin heißt für mich zuallererst: Sünde und der ewige Kampf:
„Der Kopf sagt Fitness, der Bauch sagt Curry Wurst!“
Auch dieses Mal, als ich aus dem Zug in Berlinmitte aussteige, knurrt mein Magen so laut, dass ich mich sofort wie eine Blinde lieber von meiner Nase leiten lasse. Sie führt mich durch Menschenschlangen zielstrebig vor eine Imbissbude. Mit vertrockneter Kehle bestelle ich ohne über Folgen nachzudenken eine Cola und eine Curry Wurst, bitte! Punkt.
Die süßschwarze Flüssigkeit zerkratzt hastig meine Kehle, während die dicke fette Wurst sofort direkt vor meiner Nase aufgeschnitten und mit gelblich scharfer Currysoße reichlich übergossen wird.
„Oh, Gott, was für ein Anblick!“ Ich kann kaum abwarten, hinein zu beißen.
Wie eine Sünderin stecke ich meine Nase tief in die Papiertüte und verschlinge ganze Stücke ohne sie zu kauen. Sofort spüre ich in meinem Magen diese besondere Mischung aus Lust und Leid, will den Tatort meiner Sünde schnell verlassen, als hinter meinem Rücken eine freundliche Männerstimme höflich bestellt:
„Eine Bio-Veggi-Curry-Wurst! Bitte!
Mein Kopf dreht sich wie auf einer Schraube:
„He? Eine Veggi... was?“
Ich verschlucke mich fast.
Bio-Vegane-Curry –Wurst?? So was Absurdes habe ich schon lange nicht gehört:
Es klingt nach einer keuschen Sünde in Berlin?
Ich kann mir das so gut wie Papst im Puff oder wie Nonne in Reizwäsche vorstellen... Ich frage mich, wie das geht, warum vegan und doch Wurst, vor allem, wie das ganze, die fleischlose Wurst schmeckt? Gibt es demnächst auch alkohollosen Champagner? Oder: bin ich gerade Zeugin der absurdesten kulinarischen Revolution in Berlin?
Der Mann in dem langen grauen Kaschmir-Mantel dreht sich um, als ob er meinen Gedanken lesen könnte, peitscht mich mit einem strengen Blick, nickt kurz und fügt noch laut dazu:
„Mit Bio-Pommes Frites, bitte!“
„Oh, Gott! Das auch noch! So viele neue Sünden in Berlin? Die Biosünden!
Als meine Berliner Freundin mich kurz danach lächelnd abholt, staunt sie über meinen verstörten Gesichtsausdruck.
„Alles in Ordnung? Ist was passiert??“ fragt sie mich.
„Ich verstehe gar nix!“ sage ich nur und umarme sie.
„Was verstehest Du nicht?“ will sie wissen.
„Vegane-Curry-Wurst und Bio Pommes? Vegan und Wurst, Bio und Fritten? Verstehst Du das?
Meine Freundin zuckt nur kurz mit den Schultern, scheint meine Aufregung gar nicht zu verstehen.
„He? Bio, Vegan und Imbiss?? Schließt sich das für Dich nicht aus?“
Sie schmunzelt, nimmt meinen Koffer und führt mich zum Ausgang.
„Willkommen in Berlin!“ sagt sie.
Der Berliner mag Tiere, will aber auf seine Curry Wurst nicht gerne verzichten. So entsteht das fleischlose vegane Fleischwunder: die weltberühmte Veggi-Curry-Wurst!
„Welcome in dem neuen Berliner Bio-Veggi-World-Paradies!“
Die Bio-Veggi-Curry-Wurst habe bei der letzten „Bio-Veggi-World-Messe“ in Berlin Veganer weltweit erobert. Nun zieht sie weiter, gerade feiert sie ihre Erfolge in Antalya, bei der letzten Veggi-Messe! Trotz Omikron!
„Berlin, Berlin! Sünde, schlechtes Gewissen?... ach, das war mal! “ murmle ich vor mich hin, trottele hinter meiner Berliner Freundin her und spüre wie die gute alte Curry – Wurst - Sünde endlich wie in einer Zentrifuge in meinen Magen einschlägt. So wie es sein soll.
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Veggi Welt
Fakten & Zahlen
Veggie-Produkte aus Soja, Erbsen, Bohnen, Weizen und Co seien aus Umweltsicht besser. Die Produktion von Tiereiweiß kostet im Vergleich zu Pflanzeneiweiß bis zu sieben Mal mehr Ackerland und verbraucht deutlich mehr CO2. Viele Veggies sind reich an Protein, teils auch fett- und kalorienärmer als Fleisch.
Vegane Alternativen ob vegane Würste wie Veggi-Currywurst, Veggi -Leberwurst, Veggi-Nuggets, Veggi-Hackfleisch oder die vegane Milch- und Käsesorten erreichen schnell den Massenmarkt. Die veganen Produkte sind oft viel teurer als Fleischprodukte. Auch weil Veganer bereit sind für ihr gutes Gewissen tiefer in die Tasche zu greifen. Das freut sogar die Fleischindustrie. Die Fleischindustrie in Deutschland ist längst umstrukturiert und fleißig dabei die Früchte der neuen veganen Revolution zu kassieren. Ernährungsexperten befürchten eine neue Fast-Food-Kultur. Eine Veggi-Fast-Food-Kultur! Wie gesund und lecker ist das Veggie-fleischlose Fleisch?
Sechsmal „ungenügend“: vegetarische und vegane Würste enttäuschen bei Öko-Test
Die Prüfer der Stiftung Warentest wiesen immer wieder in veganen Produkte gesundheitskritische Schadstoffe wie Glycidyl-Ester, 3-MCPD-Ester und Mineralölkohlenwasserstoffe nach. Diese Substanzen können auf verschiedenen Verarbeitungsstufen in die Produkte gelangt sein.
In 18 der insgesamt 20 untersuchten vegetarischen und veganen Würstchen konnte das Labor Mineralöl-Bestandteile nachweisen. Die Prüfer kommen insgesamt zu einem wirklich ernüchternden Gesamtergebnis. Nur ein Produkt schneidet im Test mit der Wertung "sehr gut" (Note 1) ab. Sechs der getesteten Würstchen hingegen fallen mit "ungenügend" (Note 6) durch - darunter auch bekannte Veggie-Marken. Neben Mineralöl wurden die Bratwürste auch auf weitere bedenkliche Inhaltsstoffe untersucht. Punktabzug gab es auch bei zu hohem Salzgehalt oder künstlichen Geschmackszusatzstoffen. Davon sind leider fast alle getesteten Produkte betroffen.
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