Mein deutscher Mann ist selten ein kranker Mann. Greift ihn aber eine Grippe an, was dann?
Bitte nicht verzweifeln, keine Sterbehilfe leisten, raten die Ärzte.
Auch ihn mit der Scheidung nicht belasten,
„Bei ihm sein, ist alles“, sage ich
Weil er ohne mich gar nicht überleben kann.
Er braucht meine Hilfe wie das tägliche Brot, meinen Mut und meine Geduld wie die Luft.
Seine Liebe wächst mit seinem Schmerz. Sein Fieber steigt und der Husten packt ihn.
Er niest und schreit nach mir, auch wenn ich gerade noch an seinem Bett war.
Ich zähle nur kurz die Sterne am Himmel und komme zurück mit einem Lächeln.
Da halte ich seine Hände und streichle die Stirn.
Ich verspreche ihm alles.
Und auch, dass er nicht stirbt.
Danach renne ich zwischen Apotheke, Küche und dem Markt hin und her auf der Suche nach Tabletten, Thermometer und Thermoskannen.
Ich presse Orangen, Limonen und Ananas, koche literweise Kamillentee und Pfefferminze.
Mein deutscher Mann schluckt alles, was ich ihm anbiete.
Und wimmert und wimmert
Er sterbe, er sterbe...
Mir bleibt nichts übrig, als den Notarzt anzurufen.
Oder endlich die bosnischen Hexenkünste meiner Großmutter auszupacken.
Schon reibe ich seinen Körper mit Schweineschmalz ein,
klebe auf seine Brust dicke Zeitungsblätter der frisch gedruckten „taz“ ,
wickle seine Füße in Kartoffelbrei mit Apfelessig,
stopfe in seine Ohren Knoblauchzehen,
und in seinen Hals Eiswürfel.
„Lecker, lecker Sachen“, singe ich ihm vor
Jammert er danach noch immer, wird er in Slivovitz gebadet von Kopf bis zum großen Zeh
und im Anschluss mit Tiegerbalsam kräftig massiert.
Wehe es kommt dann noch ein Ton. Dann geht es alles noch mal vor vorne los:
mit Schweineschmalz und „taz“,
Kartoffeln mit Essig, Knoblauch und Schnaps...
So zubereitet und gut eingepackt lege ich ihn in das heiße Bett.
Fertig.
So lässt man ihn sieben Tage schmoren. Danach haben Sie einen neuen deutschen Mann.
Man genießt ihn mit einem kräftigen Landwein aus Herzegowina.
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