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Der Glücksmuskel



Glück ist ansteckend! Und: Glück kann man trainieren, sagen die Glücksforscher.

Gleich will ich es testen. Meinen Glücksmuskel trainieren: ich dehne meinen Mund von einem Ohr zum anderen und spüre sofort wie Serotine und Dopamine in meinen Körper Salza zu tanzen beginnen. Die Straße ist breit, mein Gang selbstbewusst, die letzten Spuren des Unglücks verjagt. Genau in diesem Moment laufen mir zwei ältere Damen, dürr, strenger Blick, tiefe zornigen Stirnfalten, über den Weg. Ich strahle sie an. Sie glotzen irritiert zurück, ihre scharfe Zunge verstummt. Ich ziehe den Mund noch ein Stück weiter, will sie mit meinem angeklebten Glück gerne anstecken. Doch statt Lächeln verkrampften sich ihre Lippen in zwei dünnen Linien, in der Mitte giftspukende Düsen, die mich zum Teufel jagen, bevor sie mir den Rücken zeigen.

Ich erblasse, bleibe stehen, mein Lächeln erfriert.

«Was habe ich, die glücksgedopte Fee, bloß falsch gemacht?»


Doch dann naht meine Rettung. Eine genervte junge Mutter. In ihrem Arm zwei Strahlende Augen. Ein Baby, kleiner als meine erste Puppe, dreht sich zu mir und jauchzt als es mein Lächeln sieht. Wir sind glücklich. Auch wenn ich das Gefühl nicht los werde, gerade ausgelacht zu werden. Von dem Kind.

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